Sünde ist Gesetzlosigkeit – Gedanken zu 1. Johannes 3,4–6

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1. Johannes 3,4–6 (Schlachter 2000):
Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.
Und ihr wißt, dass Er erschienen ist, um unsere Sünden hinwegzunehmen; und in ihm ist keine Sünde.
Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.

Diese Verse gehören zu den klarsten und herausforderndsten Aussagen des Neuen Testaments. Johannes lässt keinen Raum für Ausflüchte oder theologische Spitzfindigkeiten.
Er spricht direkt – zu einer Gemeinde, die glaubt, Jesus zu kennen. Und doch mahnt er: Wer sündigt, kennt ihn nicht.

Sünde ist Gesetzlosigkeit – und damit Rebellion

Schon im ersten Satz wird deutlich: Sünde ist nicht bloß moralisches Versagen oder menschliche Schwäche.
Sünde ist bewusste Gesetzlosigkeit – das heißt: Rebellion gegen Gottes Ordnung. Johannes definiert hier die Sünde als direkten Bruch des göttlichen Gesetzes.
Und was meint er mit diesem Gesetz? Er bezieht sich klar auf den Dekalog, die zehn Gebote – wie er schon im vorherigen Kapitel (1. Johannes 2,3–6) sagt:

„Und daran erkennen wir, daß wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: »Ich habe ihn erkannt«, und hält doch seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in einem solchen ist die Wahrheit nicht; wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollkommen geworden. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind.Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.“

Wahre Nachfolge, so Johannes, zeigt sich in der praktischen Lebensführung:
Der Gläubige hält die Gebote. Nicht aus Zwang, sondern aus Liebe und durch den Geist.

Christus ist erschienen, um Sünde hinwegzunehmen

Im nächsten Vers (V.5) bekräftigt Johannes das Zentrum der Heilsbotschaft:
Jesus ist gekommen, um die Sünde hinwegzunehmen.

Das ist das Herz des Evangeliums – aber es ist auch die Scheidelinie.
Denn: Wenn jemand behauptet, in Christus zu sein, aber weiterhin mutwillig in der Sünde lebt, dann steht er im Widerspruch zum Sinn seines Kommens.

„In ihm ist keine Sünde.“

Nur darum kann er Sünde hinwegnehmen.

Hier spannen sich tiefere Linien zur Theologie des Hebräerbriefs auf – besonders Hebräer 10. Dort heißt es:

„Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden.“ (Hebr 10,14)

Doch dieselbe Passage warnt eindringlich davor, nach Erkenntnis der Wahrheit in der Sünde zu verharren. Denn wer das Opfer Christi verwirft, für den bleibt kein weiteres Opfer mehr (Hebr 10,26).
Ein bewusstes Verbleiben in der Sünde ist eine Verachtung des Kreuzes.

Warum nur Christus Sünde hinwegnehmen kann

Johannes legt nicht einfach eine symbolische Wahrheit vor. Er meint es wörtlich: Nur Christus kann die Sünde hinwegnehmen. Warum?

Weil er der einzige Mensch ist, der vollkommen ohne Sünde war – aber das allein reicht nicht.
Denn auch andere Gerechte, es wird keine Sünde von ihnen berichtet, aber auch sie sind Sünder, in der Schrift – wie Noah, Daniel oder Hiob – könnten nur für sich selbst stehen.
Gott selbst bestätigt das im Buch Hesekiel:

Hesekiel 14,14:
„und es wären die drei Männer Noah, Daniel und Hiob darin, so würden diese durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele retten, spricht Gott, der Herr.“

Niemand außer Gott selbst kann stellvertretend für die Welt eintreten.
Nur wenn Christus nicht nur sündloser Mensch, sondern auch der Schöpfer selbst ist, kann er die Schuld seiner Schöpfung tragen.

„durch ihn [den Sohn] hat er auch die Welten geschaffen;“ (Hebr 1,2)

Weil Christus der Ursprung allen Lebens ist, hat er das Recht, für alles Leben einzutreten.

Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht

Der dritte Vers ist zugleich der schärfste:

„Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.“

Das Bleiben in Christus – also das ständige Leben in seiner Gegenwart, im Glauben und in der Gemeinschaft mit seinem Geist – bringt unweigerlich eine veränderte Lebensführung hervor.
Sünde kann dort nicht bleiben, wo Christus Wohnung nimmt.

Das bedeutet nicht, dass der Gläubige nie mehr strauchelt. Aber es bedeutet, dass der bewusste, andauernde Zustand der Sünde mit echter Christusnachfolge unvereinbar ist.

Wer also weiterhin in Sünde lebt, beweist damit nicht nur moralisches Versagen, sondern geistliche Blindheit:
Er hat ihn nicht erkannt.

Fazit: Christus erkennen heißt, sich selbst verlassen

Diese wenigen Verse des Johannes sind ein Spiegel – und ein Ruf.
Ein Spiegel, der uns zeigt, ob unser Leben wirklich in Christus verwurzelt ist.
Ein Ruf zur Umkehr für jeden, der Jesus mit Worten bekennt, aber ihn mit seinem Leben verleugnet.

Die wahre Erkenntnis Christi führt zur Umkehr, zur Reinigung, zum Gehorsam.
Denn:

„Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.“ (1. Johannes 2,6)

Wer Jesus wirklich kennt – bleibt nicht, wie er war.

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