Hiob 1,20–21 (Schlachter 2000):
„Da stand Hiob auf und zerriß sein Gewand und schor sein Haupt; und er warf sich auf die Erde nieder und betete an.
Und er sprach: Nackt bin ich aus dem Leib meiner Mutter gekommen; nackt werde ich wieder dahingehen.
Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“
Hiobs Reaktion auf den Verlust von allem, was ihm lieb und teuer war, gehört zu den größten geistlichen Zeugnissen der Menschheitsgeschichte. Innerhalb kürzester Zeit verliert er seinen Besitz, seine Kinder und seine Sicherheit – und dennoch bricht er nicht im Zorn zusammen, sondern beugt sich in Anbetung.
Zerreiß dein Gewand – aber nicht deinen Glauben
Hiob zerreißt sein Gewand. Eine uralte, zutiefst symbolische Handlung: äußere Zeichen tiefster innerer Erschütterung.
Er schert sein Haupt – auch das ist Ausdruck von Trauer, von Demut, von Entblößung vor Gott.
Und dann tut er etwas völlig Unerwartetes:
Er betet an.
Nicht mit Vorwürfen.
Nicht mit Klagen.
Sondern mit Ehrfurcht.
Nackt kam ich – nackt gehe ich
Hiob erkennt etwas, das viele erst am Ende ihres Lebens begreifen:
Alles, was ich habe, ist mir nur geliehen.
Ich kam ohne Besitz in diese Welt – und werde ohne Besitz wieder gehen.
Ein Haus, ein Erbe, ein Körper, eine Familie – alles ist Geschenk auf Zeit.
1. Timotheus 6,7:
„Denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und es ist klar, daß wir auch nichts hinausbringen können.“
Der HERR hat gegeben – der HERR hat genommen
Was Hiob sagt, ist eine der tiefsten Erkenntnisse der gesamten Bibel.
Er erklärt: Ich hatte keinen Anspruch auf das, was ich hatte.
Es war Gnade – nicht Verdienst.
Hiob wusste: Ich bin nicht gesegnet, weil ich „gut“ bin.
Ich bin gesegnet, weil Gott gut ist.
Und wenn er nimmt, hat er ebenso das Recht dazu, wie wenn er gibt.
Ob ich in Deutschland geboren wurde oder in Kamerun – niemand hat es verdient.
Gnade ist kein Recht – sondern ein Wunder.
Der Name des HERRN sei gelobt
Das größte Geschenk Gottes ist nicht Reichtum, nicht Familie, nicht Sicherheit –
es ist das Leben selbst.
Und noch mehr:
Das Leben, in dem ich die Möglichkeit habe, Gott kennenzulernen.
Das Leben, in dem ich erfahren darf, was seine Liebe bedeutet.
Das Leben, in dem ich auch das Leiden kennenlerne – und damit eine Ehre, die selbst die Engel nicht empfangen haben.
Warum Leid eine Würde trägt, die Engel nie hatten
Die Engel kannten die vollkommene Gegenwart Gottes – und dennoch fielen viele.
Warum? Weil sie das Leid nicht kannten.
Sie kannten keinen Mangel, keine Versuchung, keinen Schmerz.
Doch die Menschen, die Gott rettet, werden wie Engel sein (Lukas 20,36) –
aber sie tragen eine Erfahrung in sich, die kein Engel je hatte:
Den Sieg über das Leid durch den Glauben.
Offenbarung 14,3:
„Und sie sangen wie ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen als nur die Hundertvierundvierzigtausend, die erkauft worden sind von der Erde.“
Sie singen ein Lied, das nur die verstehen, die durch Schmerz gegangen sind.
Ein Lied, das von Gnade spricht. Von Treue. Von Gehorsam im Dunkel.
Ein Lied, das Satan nicht kennt – und nie verstehen wird.
Die Ewigkeit wird das Leid rechtfertigen
Hiobs Geschichte zeigt uns:
Leid ist kein Zufall. Kein Makel. Kein Fehler im System.
Es ist Teil des göttlichen Plans, um in uns ein Herz zu formen, das unerschütterlich wird.
Gott lässt zu, dass Satan wirkt –
aber er begrenzt ihn.
Und er macht das Leiden zu einer Schule, die die Erlösten ewig singen lässt:
2. Korinther 4,17:
„Denn unsere Bedrängnis, die schnell vorübergehend und leicht ist, verschafft uns eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit“
Fazit
Was wir haben, ist geliehen.
Was wir verlieren, bleibt in Gottes Hand.
Was wir durchleiden, wird in Ewigkeit Sinn tragen.
Und das größte Ziel:
Gott zu erkennen – in allem.
Gott zu loben – in allem.