Gesetz oder Verheißung? Was das Erbe Jerusalems wirklich bedeutet – Galater 4,21–31 im Licht

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Die Worte des Paulus im vierten Kapitel des Galaterbriefes gehören zu den klarsten Aussagen der Schrift über das Wesen des Evangeliums. Es geht um den Unterschied zwischen dem, was aus dem Menschen kommt – und dem, was aus Gott kommt. Zwischen Gesetz und Gnade. Zwischen dem irdischen Jerusalem – und dem himmlischen.

Die Frage, die alles entlarvt

„Sagt mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt: Hört ihr das Gesetz nicht?“
– Galater 4,21

Paulus richtet sich an die, die versuchen, sich durch Gesetzestreue vor Gott gerecht zu machen. Er stellt nicht infrage, dass sie fromm sein wollen – sondern dass sie das Gesetz nicht wirklich verstehen. Denn das Gesetz zeigt nicht, wie man gerecht wird – sondern dass man es aus eigener Kraft nicht sein kann.

Die zwei Söhne – zwei Bündnisse

„Abraham hatte zwei Söhne: Einen von der Magd, einen von der Freien.“
– Galater 4,22

Diese Aussage ist der Auftakt zu einer tiefen symbolischen Deutung:

  • Ismael, der Sohn der Magd Hagar, steht für das fleischliche Bemühen, Gottes Plan durch menschliches Handeln zu verwirklichen.
  • Isaak, der Sohn der Verheißung, ist das Bild für das göttliche Eingreifen aus Gnade, völlig unabhängig von menschlicher Möglichkeit.

Der erste Sohn entstand, weil Sara nicht glaubte, dass Gott ihre Unfruchtbarkeit überwinden kann. Sie wollte helfen – und griff zu menschlicher Lösung. Doch Gott hatte etwas Höheres im Sinn: ein Wunder, das nur aus Vertrauen in seine Verheißung entstehen konnte.

Zwei Frauen – zwei Bündnisse – zwei Städte

„Dies ist bildlich gesprochen: Die Frauen sind zwei Bündnisse.“
– Galater 4,24

Hagar steht für das alte Bündnis, das am Berg Sinai geschlossen wurde – das Gesetz. Es gebiert Kinder der Knechtschaft, weil es fordert, aber keine Kraft schenkt.

„Hagar bedeutet den Berg Sinai… und entspricht dem jetzigen Jerusalem… in Knechtschaft.“
– Galater 4,25

Sara steht für das neue Bündnis – die Verheißung, die aus Glauben lebt. Ihr wird das Jerusalem von oben zugeordnet – frei, rein, geistlich.

„Das obere Jerusalem aber ist frei, und dieses ist die Mutter von uns allen.“
– Galater 4,26

Das Gesetz kann nicht retten

Die Pointe: Wer aus sich heraus Gottes Willen erfüllen will, steht in der Linie Hagars. Er lebt religiös, aber nicht gerettet. Denn das Gesetz kann nicht rechtfertigen. Es zeigt Schuld, aber vergibt sie nicht.

„Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“
– Römer 3,20

Die wahre Erfüllung des Gesetzes ist nicht Ritual, sondern Liebe – und diese kommt nicht aus dem Fleisch, sondern durch den Heiligen Geist:

„so ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“
– Römer 13,10

Das geistliche Erbe gehört den Kindern der Verheißung

„Wir aber, Brüder, sind nach der Weise des Isaak Kinder der Verheißung.“
– Galater 4,28

Paulus zieht die Linie ganz deutlich: Es geht nicht um die genetische Abstammung von Abraham. Es geht um die geistliche Zugehörigkeit durch Glauben.

Nicht das jetzige Jerusalem ist das Erbe der Gläubigen – sondern das himmlische, das von Gott bereitet wurde (vgl. Hebräer 12,22).

Die Verfolger sind nicht die Welt – sondern die Religiösen

„Doch gleichwie damals der gemäß dem Fleisch Geborene den gemäß dem Geist [Geborenen] verfolgte, so auch jetzt.“
– Galater 4,29

Ismael verspottete Isaak – der Sohn der Werkgerechtigkeit verfolgt den Sohn der Gnade. Das Muster wiederholt sich:

  • Die, die an Regeln klammern, greifen die an, die auf Gnade bauen.
  • Die, die durch Leistung glänzen wollen, hassen die, die allein auf Christus vertrauen.

Diese Verfolgung geschieht nicht nur von außen – sondern oft aus den eigenen Reihen. Ein Kennzeichen der Endzeitkirche.

Das Urteil ist eindeutig

„Treibe die Magd hinaus und ihren Sohn!“
– Galater 4,30

Gott toleriert keine Mischung von Gesetz und Gnade. Die Kinder der Magd haben keinen Anteil am Erbe. Das Erbe gehört den Kindern der Freien – den Glaubenden.

Das ist hart – aber gerecht. Denn die Verheißung ist nicht teilbar.

Was bedeutet das heute?

  1. Wer glaubt, durch Gesetz, Moral, religiöse Werke oder Identität gerettet zu werden, lebt im Bund der Knechtschaft.
  2. Wer Gott vertraut – seinem Wort, seiner Verheißung, seinem Sohn – lebt im Bund der Freiheit.

„So sind wir also, Brüder, nicht Kinder der [leibeigenen] Magd, sondern der Freien.“
– Galater 4,31

Und darum geht es im Evangelium: Nicht darum, sich zu verbessern – sondern sich zu übergeben. Nicht darum, das Gesetz zu halten – sondern Christus zu glauben.

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