Das Osterfest ist für Millionen von Christen weltweit das höchste Fest des Glaubens. Es steht für den Triumph des Lebens über den Tod, für die Hoffnung auf Auferstehung, für die Bestätigung göttlicher Wahrheit. Der leere Grabstein gilt als Zeichen der ultimativen göttlichen Verheißung: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Johannes 14,19). Doch so sehr dieser Tag Jubel auslöst, so tief reicht auch ein Zwiespalt, der in der Betrachtung dieses Festes liegt – ein Zwiespalt, der selten ausgesprochen wird, aber weitreichende theologische und historische Konsequenzen hat.
Denn wenn man ehrlich ist, ist die Auferstehung Christi nicht der eigentliche Höhepunkt des Erlösungswerks, sondern vielmehr dessen notwendige Folge. Das wahre Herzstück, die größte aller Taten, vollzog sich bereits am Karfreitag – als Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha starb. Dort, im Dunkel der Verlassenheit, wurde das Erlösungswerk für die Menschheit vollendet. Sein Tod, nicht seine Auferstehung, war der Preis, den der Himmel für die Menschheit zahlte. „Es ist vollbracht“, rief er – und mit diesen Worten öffnete sich der Weg zu Gott für alle, die an ihn glauben.
Die Auferstehung musste folgen – nicht weil Gott sich dazu entschied, sondern weil das Leben Christi vollkommen, sündlos und im Einklang mit dem göttlichen Willen war. Der Tod hatte kein Anrecht an ihm. Der Tod konnte ihn nicht halten. Es war nicht ein Kampf, den Jesus zu Ostern erneut führte, sondern die logische, ja sogar zwingende Konsequenz aus dem bereits errungenen Sieg am Kreuz.
Ein heiliger Tag – verschoben
Doch während das Osterfest auf der Oberfläche glänzt, trägt es in sich eine tiefere Tragik, die selten thematisiert wird: die Veränderung des wöchentlichen Ruhetags – vom biblischen Sabbat, dem siebten Tag (Samstag), hin zum Sonntag, dem ersten Tag der Woche. Diese Veränderung ist keine Folge der Auferstehung. Sie ist kein göttliches Gebot, kein von Christus ausgesprochenes Mandat. Vielmehr ist sie das Resultat einer langen geschichtlichen Entwicklung, die durch politische, kulturelle und religiöse Interessen geprägt war.
Die ersten Christen, darunter auch Paulus, hielten weiterhin den Sabbat ein – so wie es in den Zehn Geboten verankert ist (2. Mose 20,8–11). Nirgends in der Bibel findet sich ein Befehl Jesu, diesen Tag aufzugeben. Im Gegenteil: Der Sabbat war auch für Jesus ein heiliger Tag, und er sagte selbst, dass er „Herr auch über den Sabbat“ sei (Markus 2,28). Die ersten Gemeinden – auch jene der Heidenchristen – hielten am Sabbat fest, wie viele Schriften der Kirchenväter und historische Quellen bestätigen.
Doch ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. begannen sich die Dinge zu verändern. In einer Zeit, in der das frühe Christentum sich von seinen jüdischen Wurzeln abzugrenzen suchte – teils aus Angst vor Verfolgung, teils aus politischem Kalkül – suchte man neue Identitäten. Die römische Welt, in der Sonnenkulte, insbesondere der Mithraskult, großen Einfluss hatten, feierte bereits den Sonntag als Tag der „unbesiegbaren Sonne“ (dies solis). In einem Akt der Anpassung und Assimilation wurde dieser Tag langsam mit dem Christentum verschmolzen – ohne biblische Legitimation, sondern als Kompromiss mit der Umgebungskultur.
Ein theologischer Schachzug
Der Wechsel vom Sabbat zum Sonntag wurde später von der Kirche nicht nur akzeptiert, sondern dogmatisch zementiert. Die katholische Kirche gab in zahlreichen historischen Dokumenten offen zu, dass sie die Autorität beanspruche, „Zeiten und Gesetze zu ändern“ – ein direkter Verweis auf die Prophetie aus Daniel 7,25. Diese prophetische Voraussage kündigt an, dass eine Macht auftreten werde, die sich erdreistet, göttliche Zeiten (wie den Sabbat) zu verändern.
Während die katholische Kirche sich offen auf ihre Autorität beruft, ist der Umgang der protestantischen Kirchen mit dieser Thematik widersprüchlich. Obwohl sie sich auf „sola scriptura“, also die alleinige Gültigkeit der Bibel berufen, halten sie den Sonntag als Ruhetag – ohne dass dies in der Schrift ausdrücklich geboten wäre. Sie folgen damit einer kirchlichen Tradition, die auf menschlichen Entscheidungen basiert, nicht auf göttlichem Wort.
Ein trauriger Beigeschmack
Und hier liegt die tiefere Tragik des Osterfestes: Es wurde zum Vehikel eines Bedeutungswandels, der Milliarden Menschen den Segen des wahren Sabbats raubt – jenes Tages, den Gott selbst „heiligte und segnete“ noch bei der Schöpfung (1. Mose 2,2–3). Der Sabbat war nie nur ein jüdisches Ritual, sondern ein Geschenk Gottes an die gesamte Menschheit – ein Ruhetag, ein Zeichen der Verbindung zwischen Schöpfer und Geschöpf.
Ostern, wie es heute gefeiert wird, hat damit einen bittersüßen Beigeschmack. Es erinnert an einen unbestreitbaren Sieg – die Auferstehung Christi – und doch lenkt es ab von dem, was wirklich göttlich gewollt und gesegnet ist. Es verschiebt die göttlichen Prioritäten und ersetzt die Heiligkeit des siebten Tages mit einer menschlich festgelegten Tradition.
Was bleibt?
Bleibt also nur Kritik? Keineswegs. Denn das Osterfest erinnert uns auch an eine tiefe Wahrheit: dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Dass Jesus lebt. Dass Vergebung und neues Leben möglich sind. Doch es fordert uns auch heraus, neu zu überdenken, wie wir Gottes Gebote leben – nicht nur emotional, sondern in der Tiefe der Treue zum Wort Gottes.
Es ist an der Zeit, den Blick wieder zurück auf den Anfang zu lenken. Auf den Schöpfungssabbat. Auf die Klarheit der Zehn Gebote. Auf die wahre Größe des Kreuzes – nicht nur in der Auferstehung, sondern im Opfer. Und auf den Mut, gegen den Strom der Tradition das zu leben, was wirklich geschrieben steht.