Ab wann ist man berechtigt zu predigen? – Ein biblischer Blick

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Die Frage, wann ein Mensch zum Predigtdienst berechtigt ist, berührt das Herzstück christlicher Lehre und Praxis. Viele verstehen Predigt als eine Sache des Wissens oder der Berufung durch eine kirchliche Autorität. Doch die Bibel gibt uns tiefere Einsichten: Predigt ist ein heiliger Dienst, der aus dem Wirken Gottes, dem Gehorsam gegenüber seiner Berufung und einer kritischen Treue zur Schrift hervorgeht.

📖 Das Vorbild Jesu – Taufe, Salbung, Reife

Jesus selbst ist unser höchstes Vorbild. Er begann seinen öffentlichen Dienst nicht willkürlich, sondern nach einem göttlichen Muster. In Lukas 3,21-23 lesen wir:

„Und es geschah, als alles Volk sich taufen ließ und auch Jesus getauft wurde und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: ‚Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.‘ Und Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er auftrat.“

Drei Elemente sind hier entscheidend:

  • Die Taufe als öffentliche Erklärung des Gehorsams und der Bereitung für den Dienst.
  • Die Salbung mit dem Heiligen Geist, die den Dienst befähigt.
  • Das Alter von etwa dreißig Jahren, das biblisch für Reife und Verantwortung steht.

Jesus stellt damit ein Muster auf: Predigt und Dienst sollten nicht aus eigenem Antrieb oder reinem Wissen heraus beginnen, sondern als Frucht der göttlichen Berufung und Bestätigung.

🕊️ Taufe als öffentliches Bekenntnis und geistliche Vorbereitung

Die Taufe ist in der Schrift nie bloß ein Ritual, sondern ein Zeichen der Hingabe an Gott. Sie symbolisiert den Tod des alten Menschen und das Leben in Christus. Römer 6,3-4 erklärt:

„Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“

Ein Mensch, der predigt, sollte daher durch die Taufe öffentlich bekennen, dass er dem alten Leben abgestorben und für Gott lebendig ist. Ohne diesen Schritt fehlt das biblische Fundament des Dienstes.

🔥 Der Heilige Geist – die Quelle der Predigt

Jesus empfing nach der Taufe den Heiligen Geist in sichtbarer Weise (die Taube), und erst danach begann er zu predigen. Dies betont: Der Predigtdienst ist nicht nur eine menschliche Aufgabe, sondern ein geistliches Amt, das nur durch den Heiligen Geist möglich ist.

Schon im Alten Testament sehen wir den Geist Gottes, der Menschen für den Dienst ausrüstet:

  • 2. Mose 31,1-3: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Siehe, ich habe Bezalel … mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit, Verstand und Erkenntnis und mit Geschick für jede Arbeit.“
  • Joel 3,1-2 (2,28-29): „Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch …“

Im Neuen Testament betont Jesus in Apostelgeschichte 1,8:

„sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!“

Ohne den Geist Gottes ist Predigt leer, ohne Leben, ohne Kraft. Der Heilige Geist ist der eigentliche Prediger, der durch Menschen spricht.

🎓 Reife und Verantwortung – das biblische Prinzip des Alters

Warum begann Jesus erst mit etwa dreißig Jahren zu predigen? Dieses Alter ist kein Zufall. Im Alten Testament war das Mindestalter für levitische Priester dreißig Jahre (4. Mose 4,3). Dies symbolisiert Reife, Lebenserfahrung und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Dies bedeutet nicht, dass jeder Prediger dreißig Jahre alt sein muss, aber es zeigt: Predigt erfordert geistliche Reife, nicht nur Eifer oder Wissen. Paulus schreibt an Timotheus:

„Nun muß aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gastfreundlich, fähig zu lehren;“ (1. Timotheus 3,2).

📖 Alles anhand der Schrift prüfen

Predigt darf nie unabhängig von der Schrift geschehen. Jede Botschaft, jeder Dienst muss an Gottes Wort gemessen werden. In Apostelgeschichte 17,11 heißt es über die Juden in Beröa:

„Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte.“

Auch Johannes warnt:

„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.“ (1. Johannes 4,1).

Kritisches Prüfen ist nicht Misstrauen, sondern Treue zur Wahrheit. Ein Prediger, der sich nicht täglich der Schrift unterordnet, wird leicht in Irrtum geführt.

💡 Zusammengefasst: Wann ist man zum Predigtdienst berechtigt?

  • Nach der Taufe, als Zeichen der Hingabe und geistlichen Erneuerung.
  • Mit der Salbung des Heiligen Geistes, der den Dienst leitet und befähigt.
  • Mit geistlicher Reife und Verantwortung, die oft mit dem Erwachsenenalter verbunden ist, aber vor allem eine Frage der Herzensreife ist.
  • Mit dem festen Entschluss, alles an der Schrift zu prüfen und dem Wort Gottes treu zu bleiben.

Predigt ist kein „Job“, sondern eine heilige Berufung, die durch den Glauben an Gottes Verheißungen, durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch eine unerschütterliche Treue zur Schrift getragen wird.


Was bedeutet das für dich persönlich?
Vielleicht fragst du dich: Bin ich schon bereit, zu predigen? Die Antwort ist nicht in menschlichen Maßstäben zu suchen, sondern in der Berufung Gottes, der Bestätigung durch den Geist und der Treue zur Bibel.

Wenn du getauft bist, den Heiligen Geist empfangen hast, geistlich reif bist und bereit bist, alles an der Schrift zu prüfen, dann gilt auch dir die Zusage:

„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht“ (1. Petrus 2,9).

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