Eine biblische Betrachtung
Die christliche Landschaft ist heute bunt und vielfältig. Besonders pfingstlerische und charismatische Gemeinden ziehen durch erlebnisorientierte Gottesdienste viele Menschen an. Musik, Tanz, ekstatische Ausdrucksformen und Zungenrede gehören dort oft zum festen Bestandteil. Doch ist das wirklich der Weg, wie Gott angebetet werden will? Oder liegt in dieser Art von „Erlebnisgottesdiensten“ eine ernste Gefahr für die Gemeinde Christi?
Die Schrift gibt klare Maßstäbe, die helfen, zwischen dem Wirken des Heiligen Geistes und menschlich erzeugter oder gar fremdgeisterlich inspirierter Ekstase zu unterscheiden.
Der Unterschied zwischen Glauben und Schauen
Jesus macht es in seiner Begegnung mit Thomas unmissverständlich deutlich: Der Glaube, der auf Sichtbarem ruht, ist nicht der Maßstab des Reiches Gottes.
„Jesus spricht zu ihm: Thomas, du glaubst, weil du mich gesehen hast; glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben!“
Der feste Grund des Glaubens ist nicht Gefühl oder Erlebnis, sondern Gottes Verheißung. Daher schreibt Paulus:
„Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.“
Wer seinen Glauben an das sichtbare Erlebnis bindet, gerät in Abhängigkeit von ständiger Stimulation. Wer aber dem Wort vertraut, bleibt, auch wenn er nichts sieht, standhaft.
Zeichen und Wunder – auch fremde Geister können sie tun
Viele verwechseln übernatürliche Phänomene mit göttlicher Bestätigung. Doch Jesus selbst warnt eindringlich davor, Zeichen und Wunder als letztes Kriterium für Wahrheit zu betrachten.
„Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.“
Schon das Alte Testament lehrt, dass selbst eintreffende Zeichen nicht überzeugen dürfen, wenn ihre Botschaft von Gott wegführt.
„Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder Träumer aufstehen wird und dir ein Zeichen oder Wunder angibt, und das Zeichen oder Wunder trifft ein, von dem er zu dir geredet hat, und er spricht [nun]: »Laßt uns anderen Göttern nachfolgen – die du nicht gekannt hast –, und laßt uns ihnen dienen!«, so sollst du den Worten eines solchen Propheten oder eines solchen Träumers nicht gehorchen; denn der Herr, euer Gott, prüft euch, um zu erfahren, ob ihr den Herrn, euren Gott, wirklich von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt. “
Paulus bekräftigt diese Warnung:
„ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder“
Das entscheidende Kriterium ist daher nicht das Wunder, sondern die Richtung: Führt es in die Wahrheit, zu Christus und in den Gehorsam gegenüber seinem Wort?
Zungenrede – Gabe oder Gefahr?
Die Zungenrede ist eine Gabe des Geistes, doch die Bibel setzt für ihren Gebrauch in der Gemeinde klare Grenzen. Paulus ordnet an:
„Wenn jemand in einer Sprache reden will, so sollen es zwei, höchstens drei sein, und der Reihe nach, und einer soll es auslegen. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde; er mag aber für sich selbst und für Gott reden.“
Ohne Auslegung führt Zungenrede nicht zur Erbauung der Gemeinde, sondern zu Verwirrung. Darum gilt als Grundprinzip:
„Laßt alles anständig und ordentlich zugehen!“
Ziel öffentlicher Versammlung ist die verständliche, klare Verkündigung des Wortes Gottes, damit die Gemeinde erbaut wird.
Weltliche Musik mit christlichem Anstrich?
Ein häufiges Merkmal erlebnisorientierter Formate ist die Übernahme weltlicher Musikstile, die lediglich mit christlichen Texten versehen werden. Die beabsichtigte emotionale Wirkung ist unübersehbar – doch hier droht das Abrutschen in Weltförmigkeit.
„Und paßt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern laßt euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Musik trägt einen Geist. Wenn Rhythmik, Lautstärke und Inszenierung vor allem Stimmungen erzeugen, kann das Herz an das Erlebnis gebunden werden, statt an die Wahrheit. Die Frage lautet darum nicht, ob etwas „funktioniert“, sondern ob es heilig, abgesondert und der Schrift gemäß ist.
Ekstase oder Heiliger Geist?
Ekstatische Techniken sind aus heidnischen Religionen bekannt: Trance, Mantras, rauschhafte Bewegungen. Solche Zustände können „spirituell“ erscheinen, haben aber mit dem Heiligen Geist nichts zu tun. Die Bibel verbindet den Geist Gottes niemals mit Kontrollverlust, sondern mit Nüchternheit und Heiligung.
„denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.“
„Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Gemeinden der Heiligen.“
Der Heilige Geist entreißt dem Menschen nicht die Zügel, sondern erneuert Herz und Sinn, damit wir bewusst Christus gehorchen.
Gott wirkt in der Stille
Elia erwartete Gott im Spektakulären – im Sturm, im Erdbeben, im Feuer. Doch der HERR offenbarte sich im „stillen, sanften Säuseln“.
„Er aber sprach: Komm heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn! Und siehe, der Herr ging vorüber; und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht in dem Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht in dem Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns.“
So zeigt Gott sein Wesen: nicht in der Show, sondern im verborgenen, formenden Wirken seines Geistes. Darum lehrt Jesus das verborgene Gebet:
„Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließe deine Türe zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten.“
Wahre Anbetung geschieht „im Geist und in der Wahrheit“ – nicht durch äußere Reize, sondern durch ein Herz, das sich vor Gott demütigt.
Frucht statt Erlebnis
Das sicherste Kriterium für echtes Wirken Gottes ist nicht Intensität des Gefühls, sondern bleibende Frucht. Jesus sagt:
„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“
Wo Gottes Geist wirkt, entstehen Buße, Demut, Gehorsam und Liebe zur Wahrheit. Ein Gottesdienst, der nur Stimmungen erzeugt, ohne Herz und Wandel zu verändern, mag beeindrucken, aber er baut nicht auf. Das Wort Gottes allein ist der Same, der bleibende Frucht bringt.
Schlussgedanke
Die Bibel ruft nicht zu einem Erlebnisglauben, sondern zu einem Glauben aus dem Wort. Erlebnisse können täuschen; fremde Geister können Zeichen und Wunder tun; weltförmige Elemente können die Gemeinde verführen. Darum ist es weise, die Gemeinde an der Schrift zu messen und alles im Licht Christi zu prüfen.
Zungenrede gehört, wenn sie in der Versammlung geschieht, unter Auslegung. Zeichen und Wunder belegen ohne biblische Wahrheit nichts. Weltförmigkeit ist ein Irrweg, den Paulus entschieden zurückweist. Gott wirkt nicht im ekstatischen Chaos, sondern in heiliger Stille. Selig ist, wer glaubt, ohne zu sehen – weil er dem Wort glaubt.
„glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben!“